Was ist Kata?
In einer Kata werden Einzeltechniken nach einem definierten Ablauf ausgeführt. Technik, Stand, Blickrichtung, Atmung, Position im Raum, das sind nur einige Aspekte unter deren Betrachtung eine
Kata gelernt und ausgeführt wird.
Die Kata ist ein Kampf gegen imaginäre Gegner und als solche mehr als die Summe ihrer Techniken.
Weitere Begriffe, die der Kata verbunden sind:
Bunkai:
Historisch gesehen war Kata über Jahrhunderte die einzige Möglichkeit den Charakter der Kampfkünste von Generation zu Generation weiter zu vererben. Im Mittelalter, als es noch keine schriftlichen Überlieferungen der einzelnen Techniken gab, war die Kata war Hauptbestandteil des täglichen Trainings.
Sie nahm den überragenden Teil des Trainings ein,beinhaltete sie doch alle Formen der Technikschulung und Vorbereitung auf den realen Kampf. Unabhängig der Art der jeweiligen Schule oder Kampfkunst, ob Schwertfechten, Speerkampf oder eben Karate, bildete sie das Herz des betreffenden Systems.
Erst nach dem 2. Weltkrieg führte man die Formen des freien Kampfes in das Karate-Training ein und die sich damit entwickelte Versportlichung der alten Künste zog eine allmähliche Zurückdrängung des ursprünglichen Sinnes der Kata nach sich und unterwarf sie modischen Zügen und paßte sie an das internationale Wettkampfsystem an (Synchron-Kata).
Als Gichin Funakoshi vor ca. 60 Jahren den Grundstein zu unserem heutigen Karate legte, blickte er auf eine Vielzahl von verschiedenen klassischen Kataformen
zurück, die sich in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt hatten. Die
einzelnen Meister der Kunst formten ihre Erfahrungen in Technikkombinationen und gaben sie über Generationen hinweg an ihre Schüler und Nachfahren weiter - als Kata.
Ebenso wie jeder Mensch als Individuum seine Eigenheiten, Talente und
Vorzüge hat, wurden auch die Kata durch die Charakter der einzelnen Meister
beeinflußt. So vermittelt jede Einzelne, der von Meister Funakoshi für das
Shotokan ausgewählten Kata, dem Studenten einen unverzichtbaren Teil des Karate als Ganzes.
Zusammengetragen aus den drei großen Hauptrichtungen des alten
Karate, dem Shuri-, Naha- und dem Tomari Stil, bilden sie die Essenz der
traditionellen Überlieferungen des waffenlosen Kampfes.
Doch das Studium dieser Formen geht weit über des Erlernen der einzelnen Techniken, dem korrekten Ablauf, Rhythmus und Atmung hinaus. Um das Wesen einer Kata wirklich zu verstehen, ist es
unumgänglich die Bedeutung der einzelnen Formen zu erforschen, nachzuvollziehen, zu verstehen und diese auch zu trainieren - als Kata Bunkai.
Unabhängig ob Schüler- oder Fortgeschrittenen Kata, gibt es für die
Ausführung des Bunkai einige grundlegende Regeln:
Kontrolle - man sollte die ausgewählten Applikationen stets so wählen, daß man die verschiedenen Bewegungen auch wirklich beherrscht. Ebenso, wie mit der Zeit die neu zu lernenden Kata in ihrem Schwierigkeitsgrad immer komplexer und schwieriger werden, wächst auch der Anspruch an des Bunkai.
Während in den Schülerkata hauptsächlich Tsuki und Keri Schwerpunkt der Techniken sind, treten in den Fortgeschrittenen- und Meisterkata deutlicher Tsukami ( Griff- ), Tobi ( Sprung- )und Nage waza ( Wurftechniken ) in den Vordergrund.
Man sollte zum Training stets realistische und effektive Interpretationen der Kata bevorzugen und keine exotischen Experimente machen. Mit wachsender Erfahrung empfiehlt sich für einzelne Bewegungsformen innerhalb einer Kata verschiedene Applikationen heraus zu arbeiten und sie in das Bunkai einzugliedern.
Atemi-Techniken - anders als im Wettkampf gibt es in der Kata für Angriffsziele keine "Tabus". Die Trefferflächen sind nicht auf bestimmte Stellen des Oberkörpers oder Kopfes beschränkt. Alle
vitalen Punkte des menschlichen Körpers werden in der Kata in die Techniken mit einbezogen. Man sollte besonderen Wert auch auf
Angriffsmöglichkeiten legen, welche normalerweise im regulären Training
vernachlässigt werden, wie etwa das Knie, Fußspann, Genitalbereich, Augen,
Gelenke oder Ähnliches. Kurioser weise sind eben diese Stellen die eigentlichen
Schwachpunkte des menschlichen Körpers und man kann hier auch ohne starken,
körperlichen Einsatz bei einem Gegner schon "beachtliche Erfolge" erzielen.
Viele dieser Atemi-Punkte, vor allem im Gedan-Bereich, werden
erfahrungsgemäß durch die Einstellung der Kämpfer auf das Wettkampftraining
ungenügend gedeckt. Bunkai bietet hier die Möglichkeit mehr körperbetont zu
denken, was eventuell auch Einfluß auf Bewegungsmuster und Kamae im Kampf hat
(einige traditionelle Karatesysteme bevorzugen z.B. für den Freikampf eine
Mischung aus Kokutsu- und Nekoashi Dachi).
Distanz - Karate war ursprünglich eine Selbstverteidigungs- und keine Kriegskunst, wie etwa das Schwertfechten oder das Bogenschießen. Dies hatte vor allem auf die Distanz (Maai) und das Verhalten
zum Gegner einen nicht zu unterschätzenden Einfluß.
Während im heutigen Karate über eine weitere Distanz, unter Schwerpunkt der
schnellen Abstandsüberbrückung gekämpft wird, arbeitete man im traditionellen
Karate verstärkt auf mittlere und nahe Distanz. Dies beinhaltete vor allem
Angriffsformen des In-fights, wie Hiza geri, Fumi komi oder Empi uchi, Griffen
und Hebeln, Würfen und Fegetechniken - Techniken wie sie alle Kata beinhalten.
Besonders im Bunkai sollte man auf diese Manöver großen Wert legen, da sie
häufig Schlüsselpositionen zum Verstehen der jeweiligen Form beinhalten. Man
findet diese Techniken in direkter oder verschlüsselter Form in allen Kata,
insbesondere aber in denen der fortgeschritteneren Stufen.
Zanshin - anders als im Kumite, wo man meist nur einen Partner als Widersacher hat sind die meisten Kata als Übungsformen gegen mehrere imaginäre Gegner aus
verschiedenen Himmelsrichtungen ausgelegt. Frontal, aus rückwärtiger Richtung
oder seitlich sind Angriffe zu erwarten und man muß dementsprechend reagieren.
Die Aufmerksamkeit des Ausübenden richtet sich somit nicht nur in eine Richtung
sondern um 360 Grad und auf mehrere Kontrahenten. Dies setzt ein anderes Sehen und eine umfassende Aufmerksamkeit nach allen Seiten voraus. Erst das ermöglicht ihm, auf Bewegungen der
unterschiedlichsten Form zu reagieren und zudem noch die eigene Position so zu wählen, daß man selbst einen vorteilhafte Ausgangsstellung gegenüber den jeweiligen Gegnern innehält.
Der Schwertmeister Miyamoto Musashi schrieb zu diesem Punkt: ... der Zweck ist, die Gegner, auch wenn sie von allen Seiten auf dich eindringen, in eine Richtung davon zu jagen. Greifen sie an, so beobachte die Situation genau und fechte zunächst gegen den, der dich zuerst angreift.
Weiterhin empfiehlt Musashi die Positionen mehrere Gegner gegeneinander auszuspielen und sich selbst niemals in die Mitte mehrerer Feinde zu begeben, um seinen eigenen Rücken freizuhalten. In den
Karate Kata ist ein
solches Verhalten bereits durch das überlieferte Schrittdiagramm ( Embusen )
vorgegeben. Bei Richtungswechseln bewegt man sich stets so, daß man sich nie mit dem Rücken zum Katazentrum ( Gegner ) dreht und eventuelle Angreifer frontal oder seitlich von sich läßt. Weiterhin
kennzeichnen die Finalbewegungen aller Kata eine Bereitschaftsstellung gegenüber den besiegten Feinden am Rande des Aktionsfeldes.
Verschlüsselte Techniken -
traditionell wurden in vielen Schulen die eigentlichen Technikkombinationen innerhalb der Kata verschlüsselt,also geheimgehalten. Nur die eingewiesenen Schüler verstanden die Bedeutung der verschiedenen Bewegungen innerhalb der Übungsformen. Das bekannteste Beispiel im Shotokan ist wohl der Sankaku Tobi in der Kata Meikyo. Der Schwertmeister Otake beschreibt das Motiv der verschlüsselten Techniken seiner Schule (Katori Shinto Ryu) wie folgt: "...ein zufälliger Beobachter sieht, aber erkennt nicht die ausgeführten Bewegungen. Der wahre Sinn von Angriff und Abwehr und das Zusammenspiel der Manöver bleibt ihm verborgen."
Viele der ursprünglichen Bedeutungen sind im Laufe der Zeit verlorengegangen und wurden durch Neue ersetzt. Ebenso wie bei einem freien Bunkai-Training jeder Karateka seine eigenen Interpretationen
der verschiedenen Elemente bevorzugt waren die Auslegungen seit jeher verschieden - einzig die Katabewegung blieb die selbe.
Die Bedeutung einzelner Techniken entspricht in der Kata auch nicht immer ihrer
herkömmlichen Bestimmung. So ist es nicht unüblich im Bunkai die
"nebensächliche" Hikite Bewegung einer Technik als Griff- und Zugbewegung
einzusetzen um einen Gegner unter Kontrolle zu halten. Abwehrbewegungen werden zu Angriffen und ursprüngliche Offensivmanöver zu Blocktechniken. Tsuki und Uchibewegungen werden zu Schub- oder
Stoßtechniken, wie man es etwa vom Sumo kennt. In Verbindung mit Körpereinsatz und Griff- oder Zugmanövern werden aus Wendungen oder Abwehren wirkungsvolle Wurf- oder Hebeltechniken. Die Fülle der
Möglichkeiten ist unerschöpflich - die in den Lehrbüchern beschriebenen Anwendungsformen und Applikationen der einzelnen Karate Kata können immer nur Empfehlungen sein. Eigene Überlegungen und
Erfahrungen sind somit unerläßlich.
Heute es gibt verschiedene Methoden um eine Kata praktisch
zu demonstrieren. Eine Form des Bunkai ist die Ausführung der Kata, bei der
Techniken, Stellungen und Bewegungen weitestgehend nicht verändert werden
sollte, sondern nur die Auslegung individuell gestaltet wird.
Bei der zweiten Art des Bunkai, eine mehr für fortgeschrittene Schüler geeignete
Übungsform, handelt es sich um eine frei interpretierte Katadarlegung mit stark
kämpferischen Charakter, Suri ashi Bewegungen, Kamae Haltung etc. Das
ursprüngliche Embusen der Kata verwischt und die Körperhaltung und Bewegungen
des Kämpfers passen sich seinen Gegnern an. Die ursprüngliche Statik der
Kataform weicht einer natürlichen Dynamik und der Karateka läßt die Kata
wirklich "leben".
Quelle: www.tenshukaku.de
Name
Jede Kata trägt einen eigenen Namen. Zuweilen lässt sich von diesem Namen die Art der Ausführung ableiten, oder man erhält einen Hinweis auf eine besonders hervorgehobene Technik. Z.B.:
Den Namen der Kata, seine Bedeutung, die verwendeten Schriftzeichen und deren Übersetzung sollte man sich einprägen um ein besseres Verständnis für die Kata zu erreichen.
Ablauf
Die Techniken innerhalb einer Kata und deren Reihenfolge sind festgelegt, das gilt auch für die Blickwendung. Außerdem ist die Form der Atmung an die einzelnen Techniken gebunden.
Augen-blick
Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, mit der richtigen Technik, hierbei spielt der Blick eine große Rolle. Nur das, was wir gut sehen und erkennen können wir auch gezielt treffen. Für die Kata
bedeutet das, den Blick auch auf die nicht sichtbaren Gegner zu richten und diese gezielt zu treffen. Die geistige Auseinandersetzung mit dieser Situation stärkt das technische Vermögen des
Karateka.
Anfang und Ende
Wie im Karate üblich wird vor und nach Ausführung der Kata an- bzw. abgegrüßt. Die auszuführende Kata wird zuvor mindestens vom Karateka selber angesagt. Zunächst beginnen alle Kata in der
Grundstellung Shizentai. Der Zeitpunkt zu dem die Kata angesagt wird kann variieren (z. B. Tekki ..., Bassai ...: es wird erst eine andere Stellung eingenommen).
Die Kata endet an der Stelle wo sie begonnen wurde, zumindest sollte man versuchen, den Ausgangspunkt nach Ausführung aller Techniken wieder zu erreichen. Ergänzend zur räumlichen Rückkehr, soll der
Karateka auch geistig zum Ausgangspunkt, einer ruhigen aber wachsamen Haltung, zurückkehren.
Embusen
So bezeichnet man die Gesamtheit "der imaginären Linien" auf denen sich der Karateka im Zuge der Ausführung einer Kata bewegt. Man spricht auch vom Schrittdiagramm.
Atmung
Als zentrales Element des Karate, hat die Atmung auch in der Kata überragende Bedeutung. Ihr Einsatz bestimmt maßgeblich, ob die Ausführung einer Kata ihrer Bestimmung nahe kommt. Die Verbindung von
Atmung und Technik und ihre Ausprägung sind in der Kata formalisiert und beeinflussen direkt die Technik.
Kiai
Besondere Stellen einer Kata werden durch einen Kiai hervorgehoben. Technik und Atmung werden hier zu intensiver Kraftentfaltung bei maximaler Konzentration verbunden. Der Kiai wird auch als
Kampfschrei bezeichnet.
Kime
Spannung - Entspannung, nutzt der Karateka sein Kime, spannt er zum Zeitpunkt der auftreffenden Technik die gesamte Muskulatur extrem an um sie sogleich wieder zu lösen. Kime hängt maßgeblich von der
richtigen Atmung ab. Zudem sind Wachsamkeit und Konzentration stark erhöht.
Stärke und Schnelligkeit
Mit wieviel Kraft eine Technik ausgeführt wird und wie schnell, ob sie hart und kompromisslos oder weich und geschwungen ist definiert die Kata.
Zeitliche Verbindung
Die einzelnen Techniken einer Kata werden nicht nahtlos aneinander gereiht. Vielmehr sind sie im richtigen zeitlichen Zusammenhang auszuführen, dieser Zusammenhang wird besonders bei
Betrachtung der praktischen Anwendung deutlich. So müssen z. B. Abwehr und Konter mit kurzem Abstand, aber Kiai und nachfolgende Technik mit größerem ausgeführt werden.
präzise Technik
Ist im Kampf Flexibilität und Spontanität gefragt, verlangt die Kata eine höchstpräzise Ausführung aller Techniken, Bewegungen und Stellungen.
"nicht Denken" durch ständige Wiederholung
Technik, Fähigkeiten im Kampf und unbewusste Reaktion auf Angriffe bedürfen ständiger Wiederholung der einem Karateka bekannten Kata. Diese Konditionierung der Bewegungen macht sie so
alltäglich wie gehen oder atmen, es geschieht "ohne Denken".
Kampfgeist - Geisteshaltung
Der Karateka muss bereit sein für den Kampf, das muss auch in der Kata sichtbar werden. Man muss spüren, daß er im Ringen mit sich selbst jede Kata bis zu Ende kämpft. Er muss mit voller
Aufmerksamkeit und Konzentration, in absoluter Präzision bei vollem Kime in jeder Technik die absolute Technik suchen.
Quelle: http://karate.zeitformat.de